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Notizen Juni 2025
20.6.2025

© Marco Frei
Was dieser junge Mann bereits alles erreicht hat, das allein macht sprachlos. Als Professor für Bratsche wirkt German Tcakulov am Mozarteum in Salzburg. Diese Postion hatte er zuvor an der Musikhochschule in Karlsruhe inne, überdies Lehraufträge in Berlin und München, Assistent von Tabea Zimmermann und Mitglied beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR). Doch vor allem ist German Tcakulov ein ganz großer Künstler und Musiker. Das offenbarte einmal mehr ein Duo-Abend im Schloss Nymphenburg in München mit dem Pianisten Nikita Volov. Ob Barock, Romantik oder frühe Moderne, konkret Johann Sebastian Bach, Franz Schubert, Johannes Brahms und Max Reger: alles stilgerecht durchdrungen, überaus farben- und nuancenreich, erdig, warm, sonor sein Bratschenklang, seelenvoll im allerbesten Sinn. Von Nikita Volov liegt wiederum das hörenswerte Debüt-Konzeptalbum «Out of Place» vor, nominiert für die Bestenliste des «Preises der deutschen Schallplattenkritik».
15.6.2025

© Marco Frei
Eines muss man Josef E. Köpplinger lassen. Als Intendant bespielt er das Gärtnerplatz-Theater in München mustergültig. Man mag ob einer gewissen Redundanz in der Regiesprache bisweilen die Augen rollen, aber: Seit seinem Amtsantritt 2012 hat sich der gebürtige Österreicher beim Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung noch nicht verrenkt. Er hat das Profil dieses zweiten großen Münchner Musiktheaters passgenau geschärft. Ob Orchester und Regie, Chor und Gesang oder Stückauswahl: Die Qualität entspricht den Erwartungen, so wie zuletzt in Gian Carlo Menottis Kurzoper «The Old Maid and the Thief». Aus heutiger Sicht sind der Stoff und manche Sprüche etwas plüschig, die Umsetzung aber durchwegs ein kurzweiliges Vergnügen.
7.6.2025

© Marco Frei
Als Sänger-Darstellerin hat Cecilia Bartoli die Vivaldi-Rezeption maßgeblich geprägt. Da ist es nur konsequent, dass bei der diesjährigen Ausgabe der von ihr künstlerisch verantworteten Salzburger Pfingstfestspiele auch dieser Komponist im Fokus stand. Immerhin drehte sich diesmal alles um Venedig. Ein Ergebnis ist das Opernprojekt «Hotel Metamorphosis». Dahinter verbirgt sich ein Pasticcio, das Regisseur Barrie Kosky und Dramaturg Olaf A. Schmitt kredenzt haben – mit Musik von Antonio Vivaldi, die in Venedig entstanden ist. Die insgesamt 45 Nummern bieten viel Vivaldi-Entdeckungspotenzial, und allein das ist spannend. Sie vereinen sich zu einem konzisen Ganzen, das Geschichten und Gestalten aus Ovids «Metamorphosen» ins Zentrum rückt. Starkes Konzept, starke Regie, starke Besetzung, darunter Cecilia Bartoli. Sie ist und bleibt ein Phänomen. Wieder zu erleben im Salzburger Festspielsommer: absolut sehens- und hörenswert!
2.6.2025

© Marco Frei
Bei den «InselKonzerten» auf Herrenchiemsee ist eine neue Ära angebrochen. Mona Asuka übernimmt die Leitung der schmucken Kammerreihe im Alten Schloss auf der Herreninsel im Chiemsee. Die Pianistin übernimmt die Leitung von Nils Mönkemeyer und William Youn. Aus der Reihe möchte sie einen «Ort der Begegnung mit Freunden und Bekannten» machen. Der Auftakt war überaus vielversprechend, auch programmatisch. Christel Lee und Jonathan Roozeman gaben Duo-Werke für Violine und Cello zum Besten, zumal von Maurice Ravel und Bohuslav Martinů sowie des von den Nazis verfolgten und ermordeten Erwin Schulhoff. Eine frühe Moderne in vollendeten Gestaltungen, alles stilgerecht verlebendigt – ein starker Auftakt.
Notizen Mai 2025
28.5.2025
Belcanto- und Verismus-Opern in München: Während am Gärtnerplatz-Theater die Donizetti-Premiere «Der Liebestrank» ein kurzweiliges Fest der Stimmen, des Orchesters und der Regie wurde, gähnte in der Doppelpremiere von Pietro Mascagnis «Cavalleria rusticana» und Ruggero Leoncavallos «Pagliacci» an der Bayerischen Staatsoper über weite Strecken Langeweile. Einzige Lichtblicke die Bühnenpräsenz von Jonas Kaufmann als Canio sowie Wolfgang Koch in der Doppelpartie Alfio und Tonio.
19.5.2025
Mit der Uraufführung von Unsuk Chins «Die dunkle Seite des Mondes» wollte Kent Nagano seinen Abschied als Hamburger Staatsopern-GMD glanzvoll feiern. Als Münchner Staatsopern-GMD hatte er 2007 bereits die erste Chin-Oper «Alice in Wonderland» uraufgeführt. Aus der zweiten Oper der Siemens-Musikpreisträgerin 2024 ist nun leider eine veritable Bruchlandung geworden. Quälende dreieinhalb Stunden, und das ist keineswegs nur dem Libretto der Komponistin geschuldet.
8.5.2025
Wie bricht man den 800-Seiten-Roman «Der Name der Rose» von Umberto Eco auf eine Oper herunter? Nicht so wie die bekannte Verfilmung, bei der einzig die Mittelalter-Detektivgeschichte in den Fokus gerückt wurde. Für die Mailänder Scala hat der Sciarrino-Meisterschüler Francesco Filidei auch die postmoderne Intertextualität aufgegriffen. Klug die Inszenierung von Damiano Michieletto, absolut stilgerecht Ingo Metzmacher am Pult, stark die Besetzung – eine gelungene Uraufführung.
Notizen April 2025
6. Mai 2025
30.4.2025
Zwei Neuproduktionen von Mussorgskys «Chowanschtschina» am Grand Théâtre in Genf und bei den Salzburger Osterfestspielen: Unterschiedlicher könnten die Lösungen nicht sein. Das berührt nicht nur die Inszenierungen von Calixto Bieito und Simon McBurney, sondern auch die musikalischen Leitungen von Alejo Pérez und Esa-Pekka Salonen. Wie geht man im aktuellen Heute mit dieser russischen Volkstragödie um? Welche Fassung führt man auf?
13.4.2025
Zuvor brillierte Corinne Winters Ende März an der Bayerischen Staatsoper in München als «Káťa Kabanová». Die Partie zählt zu ihren Glanzrollen. Was zeichnet diese Sänger-Darstellerin aus?